Vor diesen schrecklichen Tagen hatten wir aber auch Zeit, in Miraflores, genauer gesagt im us-peruanischen Sprach- und Kulturinstitut zwei Ausstellungen zu besuchen. Zwei faszinierende Ausstellungen für die Kinder, denn in der ersten konnten sie etwa die meisten Ausstellungsstücke, Steinskulpturen, angreifen, ertasten konnten. Die Künstlerin heißt Silvia Westphalen, kommt aus einer Künstlerfamilie, die ihre Ursprünge tatsächlich in Deutschland hat, sie sind im 19. Jahrhundert in Peru eingewandert. Wie ihr im Video sehen könnt, hat auch Jakob die Kamera in der Hand gehabt.Hier im Bezirk San Miguel in Lima haben wir weiter fließendes Trinkwasser aus der Leitung, auch der Tank ist aufgefüllt. Trotzdem gehen wir weiter sparsam mit dem Wasser um. Schon aus Solidarität den anderen Einwohnern von Lima gegenüber.
Denn noch immer sind viele, viele Tausende Bewohner von Lima ohne Trinkwasser, die es am schlimmsten erwischt hat, sind weiterhin ohne Dach über dem Kopf und müssen mit Spenden, die über etliche Aufrufe im Fernsehen, im Radio oder von anderen Organisationen gesammelt werden, versorgt werden.
Das große Problem hier ist die Ungerechtigkeit. Wieder sind die Leute, die Bezirke am meisten betroffen, die sowieso in bitterer Armut, in desolaten Häusern leben. Die, die sowieso in der Schei... sitzen, sind jetzt noch weiter in dieselbe hineingerutscht.
Und wenn auch viele von diesen ihre Häuser zu nah an den Flüßen gebaut haben, dort der Baugrund natürlich sehr, sehr billig, selber daran schuld sind, so tragen auch die Politiker, die Behörden, eine Schuld, da sie diese illegale Bauten nicht unterbunden haben
Und es werden schon die Schuldigen gesucht: Der Bürgermeister von Lima, Luis Castaneda, wird von fast allen Seiten angeriffen, auch vom Präsidenten selbst. War er es doch, der die zur Verfügung stehenden Mittel nicht zweckgedwidmet, also für die Katastrophenprävention, eingesetzt hat. Gestern zu Mittag, hat er in einer Fernsehsendung einer betroffenen Familie ein ganzes Haus geschenkt, sehr großzügig, Herr Bürgermeister.
Und auch die Tiefgläubigen melden sich zu Wort: Sie meinen, dass dies eine Strafe Gottes sei, eine Strafe für die vielen Sünden, die in Peru begangen werden, vor allem die Homosexuellen tragen eine tiefe Schuld.
Währenddessen gehen im Norden Perus die Regenfälle weiter, in Tumbes, an der Grenze zu Ecuador, hat es etwa in der Früh innerhalb von einer Stunde 24,5 mm geregnet
Dass sich die Lage beruhigt sieht man auch daran, dass mittlerweile die Mädchen in den Schrottprogrammen wie "Esto es Guerra" oder "Combate", die während der Krise nicht im Bikini sondern mit Leiberl bei den Spielchen herumgehüpft sind, wieder in normaler "sexy" Adjustierung sind. Wenigstens sammeln sie Spenden!
Ja, es gibt Leitungswasser in San Miguel. Für 5 Uhr war es versprochen, um 6 Uhr kam ein ganz dünner Strahl aus dem Wasserhahn, um 7 Uhr nichts, aber nach 8 Uhr schließlich doch eine akzeptable Menge an Wasser.
Gestern, am späten Abend, hatte ich erstmals das Gefühl, was es bedeutet, kein Wasser mehr zu bekommen: Im nahegelegenen Park stand ein Tankwagen voll Wasser, zur Verfügung gestellt von der Bezirksverwaltung. Durch Zufall hatte ich davon erfahren. Mit allen leeren Flaschen, die wir hatten, liefen wir in den Park. Schon eine lange Warteschlange hatte sich gebildet, vor uns standen ca. 20 Leute. Nach fünf Minuten jedoch, wurde der Schlauch eingezogen, Wasser war aus. Wir waren zu spät. Frustrierte, enttäuschte Menschen, die nach ein paar Minuten realisierten, dass es dieses Mal kein Wasser für sie gibt. Dann gehen sie nach Hause. Ich bleibe mit den Kindern und Blitz noch am Spielplatz und bin erstmals voller Angst, dass auch wir bald kein Wasser, auch kein Tafelwasser mehr haben werden.
Später, im Fernsehen, wurde der Präsident von der Wasserfirma "Sedepal" durch die Kanäle gereicht. Er erklärte, warum es noch immer kein Wasser in den Leitungen gibt. Viel zu viel Schlamm im Fluss, aber auch viel Müll, der von den Menschen in den Rio Rimac geschmissen wurde. Das muss alles mal beseitigt werden, dann kann erst der Filterungsprozess beginnen. Dies dauert eben.
Es kann auch vorkommen es in einem Haus Wasser gibt, aber einen Straßenzug weiter noch nicht. Dies, weil das Leitungssystem gewachsen ist und die Häuser von den verschiedenen Leitungen versorgt werden.
Der Großraum Lima (also mit Callao) hat eine Einwohnerzahl zwischen 8 und 10 Millionen, so genau weiß das keiner. Viele Stadtteile haben nun Wasser, einige, vor allem die ärmeren Viertel, die direkt den Flüssen oder auf die Berge gebaut worden sind, nicht.
Zu den bisherigen Schäden in Peru:
75 Tote
20 Vermisste
263 Verletzte
100.000 stark Betroffene (Dach über dem Kopf weg...)
627.048 Betroffene (Häuser mit leichten bis mittleren Schäden...) da
10.642 Häuser bisher zerstört
1909 km an Staßen zerstört.
Um uns abzulenken, werden wir jetzt in den Zoo schauen,
Jetzt sind es fast 20 Stunden seit meinem letzten Eintrag gestern in der Nacht... und noch immer ist kein Leitungswasser in San Miguel in Lima angekommen, auch in vielen weiteren Bezirken Limas nicht. Im Fernsehen zeigen sie diverse Stellen, an denen man Wasser ausgeschenkt bekommt und dort bilden sich Warteschlangen mit Dutzenden wenn nicht hunderten von Leuten.
Hier, in unserem Haus, haben wir das Glück, dass es 4 Blocks von hier noch immer eine Zisterne mit Wasser gibt (nicht trinkbar), doch ich befürchte, dass dies die letzten Tropfen sind, da die Straße leicht abschüssig ist und die Wasserstellen in den letzten Tagen immer weiter weg gewandert sind. Nur ein Gefühl, hoffentlich stimmt es nicht.
Laut Fernsehen wird die Wasserversorgung heute progressiv eingeleitet.
Im großen Supermarkt, in dem wir heute am Vormittag waren, hat es kein Wasser mehr zu kaufen gegeben, weder in kleinen noch in großen Flaschen.
Laut Wetterexperten ist in den nächsten Tagen bis Samstag mit starkem Regnen zu rechnen.
Die Meerestemperatur vor der Küste Nordperus ist fast doppelt so hoch wie sie sein sollte, das fördert die Regenbildung.
Samstag, 22 Uhr Ortszeit in Lima.
Seit 14 Uhr sollte es wieder Wasser geben, laut Auskunft des Premierministers Zaval hat es um 15:30 in 55 % von Lima Leitungswasser gegeben und um 22 Uhr sollten 99 % mit Wasser versorgt sein.
22 Uhr und in dem Haus in dem wir in San Miguel wohnen noch immer ein Wasserhahn der trocken ist.
Haben zur Sicherheit vor einer halben Stunde uns mit nichttrinkbaren Wasser aus einer Zisterne versorgt, vor allem für die Toiletten. Bei der "Wasserstelle" standen fünf Leute herum, keine Panik, es gab noch immer Wasser. Gratis. Mehr geht jetzt nicht.
Scheinbar ist Maranga, der Teilbezirk von San Miguel, das eine Prozent, welches nicht mit Wasser versorgt wird.
Laut Sedepal hätte es wegen einer weiteren Vermurrung um 22:30 wieder eine Abschaltung geben sollen, jedoch hat der Präsident Perus höchstpersönlich im Fernsehen verkündet, dass dies nicht notwendig sein wird.
Wie ist also die Lage in Peru? Einige Schlagzeilen:
1) Die Alarmstufe für den Rio Rimac ist von rot auf orange herabestuft worden.
2) Laut Auskunft aus der Facebook-Gruppe der deutschsprachigen Community gibt es in Chosica weder Strom noch Wasser, natürlich auch kein Internet.
3) Durch den Einsturz einer Brücke in der Region La Libertad ist die Provinz Viru samt seinen ca. 70.000 Einwohnern von der Außenwelt so ziemlich abgeschnitten.
4) Die Schulen in der Stadt Lima sind auch am Montag und Dienstag geschlossen, in der Provinz Lima bis Ende März.
5) In Trujillo, auch im Norden, ist auf einem Friedhof aufgrund des vielen Wassers ein Totenkopf an die Oberfläche gekommen:
Das Wasserversorgungsunternehmen SEDEPAL hatte versprochen, dass das Leitungswasser am Freitag am Abend wieder freigegeben wird, um 21 Uhr wurde mitgeteilt, dass es am Samstag in den ersten Morgenstunden wieder zur Verfügung stehen wird. Denkste! Um 7 Uhr in der Früh kam die Mitteilung, dass erst um 14 Uhr mit Wasser zu rechnen ist.