Fachblog für angewandte Alltagskultur und Unzulänglichkeiten menschlichen Daseins
Die Shakespeare-Büste in dem bescheidenen Park gegenüber der Deutschen Oper versetzt mich bei jedem Anblick in leichte Verwunderung. Was soll die da? Anfang der 90er Jahre habe ich einmal eine weitaus opulentere Statue des Dichters in Stratford-upon-Avon fotografiert. Was diese dort sollte, erschien mir einleuchtender. Damals hatte ich gerade eine neue Kamera. Und vor lauter…
Ein schmales Buch, nur 200 Seiten. Und doch finden zwei Welten darin Platz. Auf der einen Seite: Manufaktum-Katalog und Kinfolk, spröde Landschaften, Sauerteigbrot, schwere Fahrräder, die richtigen Farben – Lifestyle. Auf der anderen: eine karge Fantasywelt, unwirtlich, zweidimensional, mit einem bedrohlich mächtigen Herrscher. Ein Ereignis katapultiert den Protagonisten von der einen in die andere. Was…
Jetzt ist die Jahreszeit, in der Vögel morgens wieder lautstark zwitschern. Missmutige Teenager verabscheuen dies, weil sie sich in ihrem Schlaf gestört fühlen. Alle normalen Menschen mögen Vögel. Zumindest die, die ihnen nicht auf den Kopf kacken. So auch A. Sie fand die kleine Blaumeise hilflos am Wegesrand und nannte sie Fred. Fred zeigte sich…
Was könnte man in Zeiten wie diesen dringender gebrauchen als etwas Wärmendes? Doch völlig unbeachtet liegt sie da, am Wegesrand: die herbstfarbene Wärmflasche. Ein Zuverschenkenfunktionierteinwandfreischild wäre eine schöne Geste gewesen. Das Schild fehlt jedoch. Vermutlich hat der Wäremespender einen Riss. Keinen poetischen, wie bei Leonard Cohen, der das Licht reinlässt – schließlich ist Licht in…
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von André Krüger (@bosch) Deichkind am Samstag: Leider geil. Die Musik, die Show, die t-shirt-wetter-warme Nacht, die großartige Parkbühne Wuhlheide weit draußen am Rande von Berlin – alles passt und ballert in perfekten Maßen, ganz ohne am Folgetag aufgeregte Erdbebenmessungsmeldungen in der lokalen Kulturpresse hervorzurufen. Mittags vom…
Nicht, dass es nichts zu sagen gäbe, in bewegten Zeiten wie diesen. Aber doch nicht unbedingt von jedem und schon gar nicht von mir. Um in der Seit 2006 andauernden Geschichte dieses Blogs das Jahr 2023 nicht zu dem ersten Jahr werden zu lassen, in dem hier kein einziger Beitrag erschienen ist, blicke ich kurz…
„Wann hast du zum letzten Mal etwas zum ersten Mal gemacht?“ fragt die gemeine Carpe-Diem-Quatschnase gern. Und da die Gesellschaft sich gerade so schön am Aufspalten ist, hatten Menschen, die lieber vor Vanitas-Stillleben verweilen und dabei hoffen, dass sich der Ausspruch „Jedem Ende wohnt ein Zauber inne“ durchsetzen möge, jetzt die Gelegenheit, finally, eine Sache…
Saal II ein paar Tage vor Toresschluss Dann am 30. September 2022, nach gut 27 Jahren ist einfach Schluss. Von Anfang an hab ich diesen Ort gemocht. Freundinnen und Freunde kamen und gingen, der Saal II war immer da. Als ein paar Wochen zuvor die Daniela Bar schräg gegenüber dichtmachte, dachte ich noch, korrekter Ladern,…
Wie ungewohnt, nach langer Zeit mit 500 Menschen in einem Raum, dicht an dicht nebeneinander zu sitzen. Ein bißchen fühlt es sich an wie Russisches Roulette. Lange habe ich überlegt, ob ich es wirklich wagen soll, dann die Testsieger-FFP2-Masken bestellt und dann rein in den kleinen Saal der Elbphilharmonie. Eigentlich soll das Konzert jetzt beginnen,…
„The sun machine is coming down, and we’re gonna have a party.“ (David Bowie, Memory of a Free Festival Part 2) Es ist ja nicht so viel passiert in diesem Jahr, zumal kulturell. Immerhin ist die Sonnenmaschine runtergekommen. Und so ist halb Berlin in das seit vielen Jahren für die Öffentlichkeit nicht mehr zugängliche retro-futuristische…